Früher hatte er einen recht flotten Gang drauf, kräftig schritt er aus
und konnte mit den meisten Fußgängern mühelos mithalten, ja vielen lief
er geradezu davon. Das war in seiner Jugend, und er lächelte damals
höchstens mitleidig über Mitmenschen, die wegen irgendeines Gebrechens
langsam gingen. Er strotzte vor Selbstvertrauen, alles, was er anpackte,
gelang ihm ohne große Mühe. Als er älter wurde und die Sinnlosigkeit des
äußeren Lebens immer mehr erkannte, verlangsamte sich nach und nach sein
Tempo. Nicht nur beim Gehen, aber dort war es vielleicht am deutlichsten
wahrzunehmen, wenn man hinschaute, was ja die wenigsten tun. Es dauerte
ein wenig, bis er selbst die Veränderung bemerkte, zunächst schwankte die
Geschwindigkeit noch stark in Abhängigkeit von der Tagesform. Wenn ihm sein
langsamer Gang auffiel, so zwang er sich am Anfang noch zu einer Beschleunigung.
Dabei redete er sich ein, nur vorübergehend außer Form zu sein. Als die sonst
selbstverständlichen Erfolgserlebnisse ausblieben oder mehr und mehr zweifelhaft
wurden, kam er nicht mehr gegen die Verlangsamung an. Er wollte es auch gar nicht
mehr. Gebeugt schlich er durch die Gegend wie ein Insekt bei Kälte, kein Ziel konnte
ihn mehr recht locken. Mitten in der Fußgängerzone blieb er plötzlich stehen und
mußte, nachdem er einige Aufmerksamkeit erregt hatte, von Sanitätern und
Feuerwehrleuten weggeschafft werden, »entsorgt« wie man zu der Zeit gerne sagte.